SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet wegen der Coronavirus-Pandemie mit einem Ausfall der Europameisterschaft in diesem Jahr. "Ich glaube, dass die EM komplett abgesagt wird, weil wir im März eine Situation haben werden, die in vielen Ländern Europas schlechter sein wird als heute", sagte der 57-Jährige bei T-Online. "Es wird sich alles – leider – von allein ergeben. Wir könnten im März eine Situation erleben, in der kaum jemand überhaupt auf die Idee kommen wird, eine Fußball-EM auszutragen."
Die UEFA plant für die EM, die vom 11. Juni bis 11. Juli stattfinden soll, mit vier verschiedenen Corona-Szenarien für ihre zwölf Spielorte. Diese reichen von Spielen in vollen Stadien bis hin zu einem kompletten Zuschauer-Ausschluss. Am 5. März soll eine verbindliche Regelung getroffen werden, wie viele Zuschauer an den Spielstätten in die einzelnen EM-Stadien zugegen sein dürfen.



"Wir können in Europa nicht davon ausgehen, dass wir bis Mitte des Jahres ausreichend Impfstoff haben werden", sagte Lauterbach. Es sei "am wahrscheinlichsten", dass es keine Zuschauer in den Stadien geben werde, sollte das Turnier stattfinden können.
Vogts plädiert für Verlegung – Seifert: Austragung "machbar"
Über die Sinnhaftigkeit einer Austragung in insgesamt zwölf Ländern wird vor dem Hintergrund der Pandemie-Lage schon seit längerer Zeit diskutiert. Auch Bundestrainer Joachim Löw hält die derzeitige Variante wegen der Pandemie für "schwer vorstellbar", wie er im November dem SPORTBUZZER sagte. "Ich hoffe das natürlich und auch, dass sich die Situation grundsätzlich verändert. Wir wollen alle endlich wieder Spiele erleben mit Fans und damit mit Emotionen, das macht gerade so ein Turnier ja aus. Aber aktuell kann ja keiner so genau absehen, wie es weitergeht und was die Folgen der Pandemie betrifft. Wir brennen alle auf diese EM quer über den Kontinent, darauf arbeiten wir hin."
Zuletzt hatte Ex-Bundestrainer Berti Vogts an die UEFA appelliert, das Turnier erneut zu verlegen. "Verschiebt die EM. Reagiert jetzt. Sonst ist es zu spät", schrieb der 74-Jährige in einer Kolumne für T-Online. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nannte die Austragung der EM in diesem Jahr indes in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung "machbar", räumte jedoch ein, dass möglicherweise nicht in so vielen Ländern gespielt werden könne. Er könne sich vorstellen, "dass die Organisatoren Abstand davon nehmen könnten, diese EM in allzu vielen Städten zu spielen. Reiseaktivitäten sind Risiken, die man nicht unnötigerweise eingehen muss", meinte der 51-Jährige.