Dresden. Jannik Müller ist zurück auf dem Platz. Seit Ende Februar war das dem Fußball-Profi von Dynamo Dresden nicht mehr möglich, weil ihn auch die Folgen eines Leistenbruchs zu einer Operation zwangen. „Ja, man kann schon sagen, dass die Pause für mich persönlich gelegen kam. Vor allem, da ich anfangs nach der OP erst einmal gar nicht laufen konnte“, sagte der 26 Jahre alte Abwehrspieler des sächsischen Zweitligisten.
Seit dieser Woche trainiert Müller wieder mit seinen Mannschaftskollegen. Eine Ausnahmegenehmigung des sächsischen Innenministeriums für die drei Topteams im Freistaat macht das möglich. Abstandhalten ist dennoch Pflicht, seinen Mitspielern darf sich Müller nur bis auf 1,5 Meter annähern. „Wir haben insgesamt sieben Gruppen. Es trainieren aber nur vier auf jeweils einem Viertel des Platzes zusammen. Die sind auch auf die Heim- und Gästekabine aufgeteilt. Bei sechs oder sieben Menschen in der Kabine beträgt der Sicherheitsabstand locker zwei bis drei Meter“, beschrieb der 26-Jährige die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Coronavirus-Pandemie.
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Die Schwarz-Gelben wollten eigentlich den 67. Jahrestag der Vereinsgründung am 12. April 1953 am Osterwochenende mit einem Heimspiel gegen Aufstiegsaspirant VfB Stuttgart begehen. Doch daraus wird nun nichts. Dennoch überwiege für den gebürtigen Rheinland-Pfälzer die Freude über das Wiedersehen und der Spaß, endlich wieder gegen den Ball treten zu dürfen. Schon in der Wintervorbereitung verpasste Müller erste Trainingseinheiten, der Leistenbruch blieb zunächst aber unentdeckt. Erst als die Schmerzen durch physiotherapeutische Behandlung nicht mehr in den Griff zu bekommen waren, stand die Diagnose. Eine Operation war unausweichlich.
Der Bachelor will Leistung zeigen
Die fußballfreie Zeit hatte Müller nun zum Aufbautraining im eigenen kleinen Fitnessraum im Keller genutzt. Ganz nebenbei blieb in den vergangenen vier Wochen auch Zeit für Dinge, „die man sonst vor sich herschiebt. So habe ich meine Steuerunterlagen zusammengesucht oder ein bisschen was gelesen. Natürlich war auch mal die Konsole an“, sagte Müller. Auch für seine Zukunft habe er eine wichtige Entscheidung getroffen. „Ich habe mich entschieden, meinen Master, voraussichtlich im Controlling, zu beginnen. Dafür habe ich alles in die Wege geleitet.“



Müller ist Akademiker – eine Seltenheit unter aktiven Profis. Im Dezember 2018 schloss er sein Bachelor-Fernstudium im Finanzmanagement mit der Note 2,7 ab. Zahlen sind sein Ding. Doch auch ohne Studium lässt ein Blick auf seine Einsatzzeiten unter Markus Kauczinski erahnen, dass Müller derzeit nicht zufrieden ist. Denn unter Dynamos neuem Coach kam er nur einmal zum Zug. Unter Vorgänger Cristian Fiel war der 26-Jährige noch gesetzt und einer von vier Kapitänen.
Der Klassenverbleib ist oberstes Ziel
Nach der Winterpause blieb dem einstigen Stammspieler in fünf Partien nur noch die Rolle des Zuschauers. Seine sportliche Situation will Müller dennoch erst nach der Saison bewerten. „Das ist mein Job und es macht einen großen Teil meines Lebens aus. Wenn ich unzufrieden bin, suche ich das Gespräch. Es ist also nichts Neues“, sagte der 26-Jährige ruhig.
Müllers Vertrag beim Zweitliga-Schlusslicht gilt noch ein weiteres Jahr – allerdings nicht für die 3. Liga. Einen Abschied nach sechs Jahren in Dresden schließt er nicht aus. Zunächst will sich Müller aber erst einmal wieder anbieten und Dynamo zum Klassenverbleib verhelfen – wenn auch vorerst ohne Zweikämpfe. „Das Problem haben aber gerade alle Abwehrspieler“, stellte der Innenverteidiger fest. „Man kann sich auch über viele andere, technische Sachen präsentieren.“