Dresden. Die Pleite aus dem Hinspiel hat Florian Ballas längst nicht vergessen. „Niederlagen tun immer weh, im Derby erst recht“, sagt der Kapitän von Dynamo Dresden rückblickend auf das Sachsen-Derby bei Erzgebirge Aue Ende September. „Wir tun aber gut daran, positiv an die Aufgabe ranzugehen. Denn am Ende des Tages wird es im Derby wieder auf Kleinigkeiten ankommen. Wenn man den Spielverlauf vom Hinspiel sieht, hat ja auch keiner gedacht, dass wir am Ende so untergehen.“
DURCHKLICKEN: Die Bilder zum Auer 4:1 im Sachsenderby
Der Stachel sitzt tief. Die 1:4-Niederlage war das Ende einer Serie von fünf ungeschlagenen Spielen. Im Nachgang verlor eine völlig verunsicherte Dynamo-Mannschaft acht der zehn Partien bis zur Winterpause und stürzte bis ans Tabellenende der 2. Fußball-Bundesliga. Bis heute sind die Sachsen dort nicht mehr herausgekommen. „Natürlich will man sich revanchieren, weil diese Niederlage der Punkt war, ab dem es bergab ging. Vielleicht schreibt der Fußball jetzt aber die Geschichte, dass es mit uns danach weiter bergauf geht“, meint Ballas.
Dynamo wacht erst nach der Pause auf
Den ersten kleinen Schritt dafür hat Dynamo am vergangenen Freitag mit dem Sieg bei Jahn Regensburg gemacht. Doch der war hart erkämpft. Die Elf von Markus Kauczinski brauchte eine komplette Halbzeit, um Zugriff zu dem Spiel zu erlangen. Mit Blick auf die Partien zuvor lässt sich dabei ein Muster erkennen, denn auch bei den Niederlagen gegen den VfL Bochum und Darmstadt 98 sowie beim Remis auf St. Pauli wachte Dynamo erst nach der Pause auf.
„Der Trainer hat gesagt, dass man das trainieren kann und deswegen versuchen wir das unter der Woche umzusetzen. Wir versuchen den schmalen Grat zu finden, um das möglichst über 90 Minuten durchzuziehen“, erklärte Ballas und spricht von der „Nichts mehr zu verlieren“-Mentalität, durch die Dynamo auch fußballerisch überzeugen könne. „Wenn es am Ende der Woche darauf ankommt, sind wir gewappnet“, kündigt Dynamos Kapitän an.
Mit einem Sieg gegen den sächsischen Konkurrenten könnte Dresden erstmals seit November wieder den letzten Tabellenplatz verlassen. Zuletzt war das am 14. Spieltag der Fall. Ein Derby-Erfolg kann somit in doppelter Hinsicht für Euphorie und Aufschwung im tristen Abstiegskampf sorgen. „Aber auch am Sonntag gibt es nur drei Punkte, dir wir holen können und wollen. Wichtig wird sein, dass wir im Kopf nicht zu sehr überziehen“, erklärt Ballas.



Auch der 27 Jahre alte Innenverteidiger muss einen kühlen Kopf bewahren, will er nicht ausgerechnet nächste Woche bei seinem Ex-Club Hannover 96 aussetzen. Mit vier Gelben Karten fehlt nur noch eine bis zur Sperre. Ballas beeinträchtigt das jedoch nicht. Der Abwehrspieler musste zuletzt auch Ex-Mitspieler Sören Gonther enttäuschen, der jetzt für Aue spielt. „Er schrieb mir nach dem Spiel in Regensburg, dass er etwas enttäuscht wäre, dass ich mir nicht die fünfte Gelbe Karte geholt habe. Aber damit muss er jetzt leben“, scherzt Ballas.
Fahre lieber nach Dresden als nach Bochum
Beide verbindet eine Freundschaft, Kontakt gibt es wöchentlich. Ein Abstieg von Dynamo würde daran wohl auch nichts ändern. Dennoch hoffen auch Aues Präsident Helge Leonhardt und Kapitän Martin Männel nicht, dass es so kommt. „Ich fahre auch lieber nach Dresden als nach Bochum“ sagte Leonhardt der „Freien Presse“ am Donnerstag. Menschlich gesehen, müsse Dresden in der Liga bleiben.